Sauerlach wird Mitglied in der BVS

Hans Grund

08. Oktober 2020

Auf Antrag der Initiative gegen SchienenLärm Sauerlach (IgSL) wird die Gemeinde Sauerlach Mitglied in der Bundesvereinigung gegen Schienenlärm e.V. (BVS). Das ist ein anerkannter Umweltverband, in dem sich bundesweit Bahnanlieger, Bürgerinitiativen und Gemeinden zusammengeschlossen haben, um ihr gemeinsames Interesse an gesunden Wohnverhältnissen in der Nachbarschaft von Eisenbahntrassen zu verfolgen.

Die Mitgliedschaft in der BVS zeigt, dass die Gemeinde Sauerlach die Gesundheitsgefahren aus Schienenlärm und Erschütterungen sehr ernst nimmt. Die IgSL begründet ihren Antrag so:

  1. Die Anwohner/innen der Eisenbahnstrecke in Sauerlach leiden unter sehr hoher Belastung durch Schienenverkehrslärm und Erschütterungen von durchfahrenden Zügen. Die nächtlichen Spitzenlärmpegel betragen regelmäßig über 80 dB(A) und teilweise bis zu 90 dB(A). Eine seit dem Jahr 2016 bestehende Dauermessstation dokumentiert diese Daten. Zur akustischen Lärmbelastung kommen noch deutliche Erschütterungen hinzu, insbesondere seit dem Jahr 2020 (evtl. im Zusammenhang mit der Umstellung der BRB-Flotte auf die neuen LINT- Züge). Diese treten in Verbindung mit sehr tiefen, als Körperschall übertragenen Schallfrequenzen auf – vermutlich auch Infraschall – und sind körperlich, sowie an den Gebäuden spürbar.

  2. Die größte Belastung resultiert aus den nächtlichen Zugdurchfahrten mit hoher Geschwindigkeit, weil diese den Nachtschlaf beeinträchtigen, den der Mensch zur Erholung braucht. Die krankmachenden Auswirkungen von Lärm sind vielfach belegt, z.B. in der umfassenden NORAH-Studie. Nachts besteht zum Lärmschutz „über dem Haus“ ein Nachtflugverbot und auf der Straße „vor dem Haus“ ein Tempolimit von 30 km/h, aber „hinter dem Haus“ darf die Bahn mit 140 km/h vorbeidonnern? Auch der Schienenverkehr muss Rücksicht auf die Anwohner nehmen!

  3. Die Situation hat sich in den letzten 20 Jahren zugespitzt: Die Zahl der täglich fahrplanmäßig durchfahrenden Regionalzüge hat sich verdoppelt. Besonders stark ist die Zunahme in den Abend- und Nachtstunden. Und das wird weiter gehen: Der im Zukunftsbündnis Schiene des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) entwickelte „Masterplan Schienenverkehr“ plant bundesweit eine Verdopplung der Fahrgastzahlen bis 2030. Der Fahrplan ins Oberland wird weiter verdichtet und in die Nacht ausgeweitet werden; die BRB plant zum Fahrplanwechsel 2020/21 sechs zusätzliche Züge zu beschaffen. Der Brennerbasistunnel soll zum Jahr 2028 fertiggestellt sein und wird mehr Schienenverkehr bringen, auch wenn unsere Bahnlinie nicht zur Zulaufstrecke gehört.

  4. In Sauerlach reicht die Wohnbebauung oft sehr nah an den Bahndamm heran, viel näher als in den Nachbargemeinden. Daher ist das Problem hier wesentlich schlimmer. Die Gemeinde ist für die „kommunale Daseinsvorsorge“ zuständig; sie darf nicht zulassen, dass die Gesundheit vieler Bürgerinnen und Bürger dauerhaft schwerwiegend beeinträchtigt wird.

  5. Viele Sauerlacher Bahnanrainer sind vom Schienenlärm stark betroffen. Eine Mitgliedschaft der Kommune in der BVS würde diesen bei ihrem Anliegen auf besseren Lärmschutz bei Bahnbetreibern und Behörden deutlich mehr Gewicht verleihen.

  6. Die Gemeinde Sauerlach ist bereits Mitglied in der Interkommunalen Lärminitiative e.V. Deisenhofen (ILI), obwohl deren Thema ─ der Lärm aus abgestellten Zügen ─ Sauerlacher Bürger nicht unmittelbar betrifft. Mit einer Mitgliedschaft in der BVS kann die Gemeinde die Sauerlacher Bahnanlieger in ihrem Anliegen der Lärmbekämpfung direkt unterstützen.

Weitere Informationen: Siehe Agenda21 Sauerlach

8.10.2020, Hans Grund

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